Weihnachten ist vorbei, die Jahresrückblicke in den Medien sind gesehen und unser Blick richtet sich auf das kommende Jahr 2020.
Die Jahreslosung 2020 wurde einer biblischen Geschichte entnommen (Mk 9,14-29), die es in sich hat: Petrus, Jakobus und Johannes waren mit Jesus auf dem „Berg der Verklärung“ (Mk 9,2-13), vermutlich ein Höhepunkt für sie persönlich und in ihrer Beziehung zu Jesus.
Sie finden vom Berg herabkommend die anderen Jünger in einem Streitgespräch mit einigen Schriftgelehrten und einer großen Menge Leute und vor.
Ein Vater, der die Jünger um Heilung für seinen Sohn gebeten hatte, dem sie jedoch nicht helfen konnten, ist Grund der Auseinandersetzung. Jesus tadelt den Unglauben der Jünger und der Menge.
Dann wird das kranke Kind zu ihm gebracht, und der Vater bittet Jesus persönlich um Hilfe: „Hab doch Erbarmen mit uns und hilf uns, wenn du kannst!“.
Den Zweifel an Gottes Macht, das Kind zu heilen, der aus den Worten „Wenn du kannst?“ spricht, pariert Jesus mit den Worten: „Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt.“ (V. 23) Daraufhin bricht es aus dem Vater des Kindes hervor: „Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“ (V. 24)
Vielleicht kommen uns solche Situationen bekannt vor. Man will vertrauen, dass Gott es gut meint und gut macht mit unserem Leben, und zugleich fällt dieses Vertrauen unendlich schwer.
Besonders dann, wenn Gott nicht so handelt, wie man sich das vorstellt oder nicht so schnell und unmittelbar, wie man sich das wünscht.
Das Vertrauen wird dann auf die Probe gestellt. Man will Gott vertrauen und tut es irgendwie auch – und zugleich zweifelt man, und das Vertrauen fällt schwer. Gut, wenn man dann noch beten kann: „Hilf mir vertrauen!“
Vielleicht erklingt in dem einen oder anderen Gottesdienst am Altjahresabend Dietrich Bonhoeffers Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Es ist gar nicht so einfach, immer darauf zu vertrauen, dass wir „von guten Mächten wunderbar geborgen“ und an ein gutes und versöhnliches Ende glauben dürfen.
„Ich glaube, hilf meinem Unglauben.“
„Glauben“ ist ja durchaus ein mehrdeutiges und missverständliches Wort. In dem Satz „Ich glaube, dass es morgen nicht regnet!“ bedeutet es offensichtlich etwas anderes als wenn ich sage „Ich glaube an Gott!“. Die erste Aussage macht eine Wahrscheinlichkeitsaussage über ein weltliches Geschehen. Die zweite drückt mein grundsätzliches Vertrauen in die Sinnhaftigkeit der Welt und des Lebens an sich aus. Es geht also beim Glauben im religiösen Sinn nicht in erster Linie um das Für-wahr-halten bestimmter Glaubenssätze oder religiöser Überzeugungen. Es geht um ein existenzielles Sich-einlassen und Sich-fallen-lassen. Es geht um das unbedingte Vertrauen, dass Gott (was immer wir mit diesem Wort verbinden) es gut mit uns meint und uns auffängt, wenn wir den Sprung in den Glauben wagen.
In dem Sinne:
Mögen wir auch im Jahr 2020 in möglicherweise schwierigen Situationen den Glauben und das Vertrauen nicht verlieren. Und wir dürfen Jesus bitten, uns zum Vertrauen zu helfen.